Begeisternde MPG-Aufführung des Oratoriums „Elias“ in der Stadtkirche Schorndorf

Es ist ein grandioses Bild, mit dem die Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium „Elias“ (1846) beginnt: Die Chöre des Max-Planck-Gymnasiums füllen den mächtigen Kirchenraum der Stadtkirche in Schorndorf, das Orchester ist zu sehen, schließlich tritt der Dirigent und künstlerische Leiter dieses Projekts, Frank Dürr, ans Pult. Es kann beginnen! Und wie es dann beginnt und sich fortsetzt, ist geradezu ein künstlerischer Triumph, der das anspruchsvolle und dramatische Werk um den Propheten Elias, um Regenwunder und Entrückung vorzüglich zur Geltung bringt. Es ist dieser Abend das Ergebnis von langfristiger Arbeit in Teams: Es sind „sehr viele Schülerinnen und Schüler, Eltern, Ehemalige, Lehrerinnen und Lehrer und weitere Musikbegeisterte und dem MPG Verbundene, die […] dieses großartige Werk nach einem Schuljahr mit vielen Proben zur Aufführung bringen“, so schreibt Frank Dürr im Programmheft.

Der jung verstorbene Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), der eigentlich Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach und ihre Kompositionen dem zwischenzeitlichen Vergessen entrissen hat und auch hörbar an Ludwig van Beethovens Musiksprache geschult ist, erfasst und entfaltet das vielgliedrige Geschehen in einem fast theatralen Tableau, bei dem mächtige und zarte Chorpassagen sich mit Arien und Rezitativen abwechseln. Behutsame Kürzungen straffen die Darbietung vorteilhaft. Dadurch entstehen eine unglaubliche Sogwirkung und ein ungeheurer Klangreichtum, die durch Frank Dürrs mitreißendes und klug disponiertes Dirigat immer wieder hör- und auch erlebbar werden. Die Chöre sind bestens disponiert, die rhythmische Prägnanz, aber auch die Umsetzung von Piano-Passagen ist erstaunlich bei einem solch großen Klangkörper, das Orchester gestaltet das Ganze hervorragend mit und ist auf der Höhe seiner Aufgaben (Einstudierung: Heidi Lutz). Bespielhaft für all dies: das wunderbare Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ im ersten Teil.

Auch die Solisten überzeugen sehr. An erster Stelle sei ausnahmsweise Liam Rößiger genannt, dessen heller, reiner Knabensopran von der Kanzel aus in die Kirche hineinwirkt und vom Nahen des heiß ersehnten Regens berichtet. Die umfangreiche Partie des Protagonisten übernahm der Bariton Daniel Weiler, der den Propheten souverän mit seinen reichen stimmgestalterischen Möglichkeiten in den Mittelpunkt des Oratoriums rückt. Eine außerordentlich positive Leistung bot der eingesprungene Tenor Dustin Drosdziok, der mit gefühlvollem Tenor aufwartete. Ebenfalls großartig der Mezzosopran von Kathrin Koch, die insbesondere als scharfzüngige Königin beeindruckte und einen Kontrast zur tatsächlich engelhaften Sopranstimme von Eva Kleinheins bildete.

Und so waren Begeisterung und Beifall am Ende des Abends zurecht riesig und wollten ohrenbetäubend fast den Raum sprengen. Das liegt ganz gewiss an der hohen künstlerischen Qualität und der großen Sympathie und dem Respekt, die die Arbeit aller Beteiligten am MPG (und wie viele wären da noch zu nennen!) verdienen. Aber eben maßgeblich auch daran, dass uns die Geschichte um Elias auch heute noch berührt. So schließt Katharina Loheide in ihrem sehr lesenswerten Programmheft-Beitrag zur Bedeutung des biblischen Propheten Elia mit den Worten: „Sehnsucht nach Gnade und Barmherzigkeit sind aktueller denn je.“ Man muss zustimmen – leider! Aber umso mehr kann die Kunst uns aufrichten und trösten, insbesondere dann, wenn junge Menschen im Geiste der Musik zusammenarbeiten und man, wie an diesem Konzertabend, daran teilhaben darf…

Bericht: Rüdiger Utikal, Bilder: Jan Möhrmann